2018/2019 Durchwachsen mit Happy End
Resümee zur Rückserie
Die bemeroder Tischtennis-Athleten sind pünktlich zum September 2018 mit sieben Erwachsenen-Mannschaften in die neue Spielzeit (ehem. "Saison") gestartet. Nach einer recht durchwachsenen Vorrunde mit viel Licht und Schatten (vgl. Artikel vom 07. Februar 2019) sind alle Beteiligten ab Januar 2019 in die Schlussphase der Spielzeit gegangen. Das Ergebnis fällt so bunt aus, wie man es sonst nur auf dem "Christopher-Street-Day" sieht. Doch nun mal der Reihe nach…
Entgegen der "normalen" Gepflogenheit derartiger Rückblicke lassen wir uns diesmal mit den unteren Mannschaften beginnen. Am Ende wird der geneigte Leser die Gründe dafür verstehen.
Die 7. Herren startete in der 3. Kreisklasse von einem soliden 6. Tabellenrang aus in die Rückserie. Mannschaftsführer Sven Wittmann gab die Losung "Zähne hoch, Kopf zusammenbeißen!" aus und zeigte sich verhalten optimistisch, durch erhöhten Kampfgeist diese Platzierung in der Schlusswertung noch etwas nach oben korrigieren zu können. Doch dieses Ziel wurde nicht zuletzt durch das 0:7 gegen den SV Weiß-Blau Hannover II leider endgültig verpasst. Am Ende fand sich die Mannschaft auf dem 7. Tabellenrang von 10 wieder. "Da oben ist noch Luft, nächste Spielzeit greifen wir wieder voll an!" ließ Wittmann wissen. In Anbetracht der Tatsache, dass Altmeister Richard Behler nächste Spielzeit wieder mit dabei sein wird, besteht durchaus Grund zu Optimismus.
Schon besser lief es für die 6. Herren in der 2. Kreisklasse rund um Frohnatur Lukas Nowak; sogar seine Blutgruppe ist positiv. Nach der Vorrunde standen die Sechsten sich auf Tabellenplatz 3 wieder. Es bestand durchaus Grund zur Hoffnung, dass sich die Mannschaft nochmal ein wenig steigern und eine Chance auf einen Aufstiegsplatz ergattern könnte. Leider blieb diese Leistungssteigerung aus, sodass sich auch zum Ende der Rückserie nichts am 3. Tabellenrang geändert hat. Auf die Frage, woran es gelegen haben könnte, kam vom sichtlich erschöpften Mannschaftsführer Nowak nach dem letzten Spiel gegen Misburg am 04. April 2019 ein "Wir haben unsere Gegner nicht unterschätzt. Sie waren nur besser als wir dachten."
Mit Glück oder Pech hatte das Abschneiden der 5. Herren in der 1. Kreisklasse nichts mehr zu tun. Hier stand in Anbetracht der starken Spielgruppe (ehem. "Staffel") von Anfang an fest, dass selbst ein Klassenerhalt verdammt schwer, wenn nicht gar aussichtslos sein würde. Das eine oder andere einigermaßen enge Spiel der Vorrunde ließ die Hoffnung aufkommen, dass man mit ein wenig Leistungssteigerung die rote Laterne abgeben könnte. Und tatsächlich war nach einer leichten Umstrukturierung der Mannschaft eine Steigerung von 32:74 auf 40:75 Spielen zu sehen. Doch blieb dies am Ende nur Makulatur, am 10. und letzten Tabellenrang änderte sich nichts mehr. Lediglich Tim Windheim spielte weitgehend ohne Tal und Fehdel. In dieser Form würde die Mannschaft rund um den mit allen Abwassern gewaschenen Mannschaftsführer Wagner gerade noch so in der 2. Kreisklasse Sinn ergeben Wenn man keine Punkte macht, ist es eben ganz schwer, den Klassenerhalt zu schaffen.
Schon deutlich besser sah es in der 4. Herren aus, die in einer Parallelgruppe der 1. Kreisklasse auf Punktejagd ging. Unter Berücksichtigung dessen, dass die Spieler Sauer und Bigdash praktisch die komplette Rückserie fehlten, ist dies keine Selbstverständlichkeit, sondern eher auf die motivatorischen Künste von Mannschaftsführer Thorsten Schrader zurückzuführen. Am Ende sah sich die Vierte auf Platz 4 der Tabelle wieder und hatte entsprechend nichts mit Auf- oder Abstieg am Hut. "Ja, gut, wir haben das Beste draus gemacht. Wir sind zwar schon eine gut integrierte Truppe, aber zur neuen Serie werden wir nochmal personell aufzustocken haben", tönte es aus den Reihen der Mannschaft.
Die vom Rolli-Zweitligaspieler Shabani himself geführte 3. Mannschaft wollte sich diese Spielzeit in der Kreisliga behaupten. Der schon legendäre 9:7 Sieg gegen die Zweite am 07.09.2018 ließ die Hoffnung aufkommen, hier solide mitmischen zu können. Doch schon am Ende der Hinserie roch es mit Tabellenplatz 9 ziemlich nach Abstieg. Nur eine ordentliche Leistungssteigerung hätte noch helfen können. Da die jedoch ausblieb, hat sich auch am Tabellenplatz nichts mehr geändert, und der Abstieg ließ sich nicht mehr vermeiden. "It´s not a wish convert. Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt", kommentierte Shabani enttäuscht.
In der gleichen Spielklasse, ja sogar in der gleichen Spielgruppe kam die 2. Herren zum Einsatz. Das klappte bis auf die "Hardcore-Derby" - Niederlage gegen die 3. Herren in der Hinserie recht passabel, man erkämpfte sich einen soliden 7. Tabellenplatz. Entsprechend verhalten optimistisch und vor dem Abstieg einigermaßen sicher wähnten sich die Spieler rund um Mannschaftsführer Dennis Eichhorn zu Beginn der Rückserie. Doch manchmal kommt es erstens anders als man zweitens denkt: Spielten die Hardkunststoffballathleten noch 49:67 Spiele in der Hinserie, verschlimmbesserten sie sich auf 41:73 in der Rückserie, was zum Abrutschen auf den 8. Tabellenrang führte; immerhin ein Relegationsplatz und die letzte Chance, wenn nicht gar die große Möglichkeit auf Klassenerhalt. In der Relegation am 12. Mai 2019 holte sich die "zweite bemeroder Sahne" nur einen von vier möglichen Punkten. Das bedeutet Abstieg in die Zweitklassigkeit. "Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es war. In der übernächsten Spielzeit 2020/2021 sehen uns die Fans wieder in der Kreisliga!" orakelte Daueroptimist und Mannschaftsführer Dennis Eichhorn. Hoffentlich behält er Recht.
Last not least kommen wir zum Sahnehäubchen nicht nur der Tischtennis-Sparte sondern des (hannoverschen) Tischtennissports überhaupt: Die 1. Herren bestehend aus Kaczmarek, Schatzke, Mark Windheim, Thorsten Rust, Diaz und Schramm. Zu Beginn der Spielzeit in der 2. Bezirksklasse musste man auf den starken Spitzenspieler Justin Hartwich verzichten, der für einen anderen Verein auf Punktejagd ging. Stattdessen wurde Peter Schatzke verpflichtet, dessen Qualitäten sich durchaus auch in der 3. Bundesliga sehen lassen könnten. "Die Fans können wohl mit einem Klassenerhalt rechnen", hörte man aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.
Um noch ein wenig mehr Spielpraxis für den Punktspielbetrieb zu haben, entschieden sich die sechs Hartkunststoffballkunstschützen (und -innen) auch für die Teilnahme am Regionspokalwettbewerb. Immerhin hatten sie vergangene Spielzeit den "Pott" holen können.
Wie aus dem Bericht zur Hinserie bekannt, schlug sich die Erste erstaunlich gut und errang trotz zweier Unentschieden den Herbstmeister-Titel. "Darauf können wir uns nicht ausruhen, der Groschen ist noch lange nicht gelutscht", äußerte sich Mannschaftsführer und Rolli-Zweitligaspieler Shabani. Mit ungeheurem Zusammenhalt in der Mannschaft und den legendären Motivationskünsten von Shabani (O-Ton: "Schorleee!") ging es in die Rückrunde. Lediglich gegen Schwalbe Döhren II hatte das bemeroder Sahnehäubchen einen Aussetzer und verlor 5:9. Alle anderen Spiele wurden teils sehr souverän gewonnen. Das führte letztlich zu einem Ergebnis von 28:4 Punkten in der Tabelle, was die Meisterschaft und den Aufstieg in die 1. Bezirksklasse bedeutete. "Das hatten wir gar nicht vor, sorry an unsere Gegner!" ließ Thorsten Rust am Ende der Punktspielserie verlauten. "Ich glaube, wir nehmen den Aufstieg an", kommentierte Isabelle "Isi" Diaz in ihrer bekannt charmanten Weise.
Und so ganz nebenbei, ja schon fast von der Öffentlichkeit unbemerkt, rückten die Ersten auch im Pokalwettbewerb Runde um Runde weiter. Hier wurde es bereits ab dem Achtelfinale gegen TSV Krähenwinkel-Kaltenweide so richtig interessant. Hier gewannen die bemeroder Ballpeitscher und -innen in einem aus damaliger Sicht sagenhaften Match 6:4. Insbesondere das 5satz-Match Diaz gegen Feuerhahn sollte in die Geschichtsbücher des internationalen Tischtennis-Sports, wenn nicht gar der Sparte eingehen.
Aber das war erst der Anfang einer unfassbaren, in der Form noch nie da gewesenen Geschichte im Pokalwettbewerb. Im Halbfinale sah sich die Erste mit dem TuS Wettbergen konfrontiert und stand eigentlich schon mit mehr als einem Bein über dem Abgrund. Auch hier war es wieder Diaz, die mit ihrem unfassbaren Kampfesgeist einen 0:2 Satzrückstand noch umdrehte und das Aus im Pokal abwenden konnte. "Davon können selbst Leute in der Weltspitze noch etwas lernen. Die hört erst auf zu kämpfen, wenn sie wieder im Auto sitzt", hörte man das bemeroder Trainerteam verlautbaren.
"Heute machen wir das Maß voll!", "Das ist unser Pott!", "Nichts ist scheißer als Platz zwei", "Wir holen den Pott für Detlef!" oder "Wir sind doch nicht ins Finale gekommen, um hier zu verlieren!" konnte der neugierige Pressevertreter aus der Kabine des TSV Bemerode am Sonntag, den 26. Mai 2019 hören. Es war Tag des Pokal-Finales. Spartenchef Detlef Brauner konnte aufgrund einer akuten, im Normalfall tödlichen Männergrippeerkrankung bei diesem denkwürdigen Event nicht vor Ort in Berenbostel sein.
Die technisch servierten Gegner vom SV Adler Hämelerwald waren unter Betrachtung der TTR-Werte die klaren Favoriten. "Bemerode hat kaum eine Chance. Aber der 2. Platz im Pokal ist auch schon schön", hörte man auch hier wieder die professionellen Glaskugelgucker von sich geben. Tatsächlich standen die Vorzeichen nicht gut: Mark Windheim fiel mit Oberschenkelzerrung im rechten Fuß aus und Thorsten Rust hatte kirchliche Verpflichtungen (Konfrontation). Aber wer die Bemeroder kennt weiß: Das motiviert sie eher.
Und tatsächlich wuchsen in den kommenden 2 Stunden 25 Minuten alle bemeroder Spitzenspieler sehr deutlich über sich hinaus und spielten teils Bälle mit Weltniveau. Immer wieder sahen sich die Hämelerwalder die Schultern zuckend mit großen Augen an, kämpften bis zur Erschöpfung. Aber gegen das bemeroder Boll-Werk Schatzke, Schramm, Kaczmarek und Diaz nebst den mitgereisten Betreuern Dennis Eichhorn und Andreas Brümmer war an diesem Tag kein Kraut gewachsen.
Um 16:55:12 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit krachte die letzte Vorhand von Kaczmarek auf die Tischhälfte seines Gegners Schubert und fuhr den sensationellen 6:3 Sieg im Pokal ein.
Mit der Verteidigung des Regionspokals ist der Ersten ein Meisterstück gelungen, das man sonst nur in der 1. Bundesliga beobachten kann. "Wir sind so glücklich, das ist einfach unglaublich hier! Das war bemeroder Weltklasse!" kommentierte Schatzke gegenüber der Presse. Als die mitgereisten Fans Spartenchef Detlef Brauner von dieser fulminanten Leistung telefonisch berichteten, setzte bei ihm ein sonst nur aus dem Neuen Testament bekannter Spontan-Heilungsprozess seiner Männergrippe ein.
Chapeau, erste Herren! Glückwunsch TSV Bemerode! Wir freuen uns auf die kommende Spielzeit!